3 COCKTAILS AUF WHISKYBASIS

In Zusammenarbeit mit Meistermixologen Hans präsentieren wir drei Mixgetränke mit Whisky als Basis:

Whisky ist eine so einmalige Spirituose, dass das Lexikon der Bar ihn nur zirkulär definieren kann: Whisky sei „ein Getreidebranntwein mit dem für Whisky charakteristischen Geschmack und Geruch, der vorwiegend aus Gerstenmalz, Roggen und Weizen hergestellt ist.“ Wer glaubt, dass dieses charaktervolle Getränk nur pur oder mit etwas Wasser eingenommen wird, irrt sich. Hier also drei Anregungen zum Mixen mit Whisky: Beim Manhattan und Mint Julephandelt es sich um zwei Klassiker der Cocktailgeschichte, während der Penicillin aus dem 21. Jahrhundert stammt und nicht nur die Geselligkeit, sondern auch die Gesundheit fördert.

MANHATTAN

Der Manhattan Cocktail, eine würzige Mischung aus amerikanischem Whisky, Bitters und Vermouth, wird aus zwei Gründen als der erste moderne Cocktail betrachtet. Erstens wird hier der kräftigen Basisspirituose mit dem Vermouth eine weniger starke Zutat beigemischt, die den Alkoholgehalt senkt und gleichzeitig den Geschmack in eine fruchtige Richtung modifiziert. Zweitens verleiht ein Bitterextrakt der Mischung eine würzige Note.

(für zwei Personen)

  • 6 cl Rye oder Bourbon
  • 2 cl roter Vermouth (z.B. Martini Rosso)
  • 2-3 dashes Angostura

Alle Zutaten in einem mit Eiswürfeln gefülltem Rührglas verrühren.

Durch ein Barsieb in ein Cocktailglas oder Coupeglas abseihen.

Klassische Garnitur (falls gewünscht, zum Essen nachdem das Glas geleert wurde): Cocktailkirsche, gerne mit Stiel, ansonsten einen Piekser dazugeben. Weil sie keine Farb- und Konservierungsmittel enthalten, schmecken die eingelegten Maraschinokirschen von Luxardo am besten; die im Supermarkt erhältlichen künstlichen kandierten Süßkirschen wirken mit ihrer leuchtend roten Farbe aber dekorativer. 

Um den Geschmack zu variieren, kann man statt rotem Vermouth Noilly Prat nehmen, oder jeweils 1 cl roten Vermouth und Noilly Prat.

Mit schottischem Whisky zubereitet nennt sich das Getränk Rob Roy. Ebenfalls ein Klassiker (1895 zuerst belegt), obwohl manchen Barbüchern zufolge schottischer Whisky nicht die richtige Harmonie mit dem Vermouth erzeugt.

Eine Legende zur Entstehung des Manhattans besagt, dass es im Jahre 1874 von Lady Jennie Jerome Churchill kreiert wurde, als sie im New Yorker Manhattan Club ein festliches Dinner zu Ehren des neugewählten Gouverneurs Samuel Tilden gab. Einige Monate später gebärte sie in Blenheim Palace einen Sohn, der den Vornamen Winston erhielt.

Angostura Bitters ist in Fläschchen von 100 oder 200 ml erhältlich, mit denen sich die erforderlichen kleinen dashes(Spritzer) gut dosieren lassen. Das kräftig-aromatische Extrakt feiert im Jahre 2024 seinen zweihundertsten Geburtstag. Der Erfinder, Johann Gottlieb Benjamin Siegert (1796-1870), stammte aus Schlesien und studierte in Berlin Medizinwissenschaft. 1815 aus dem preußischen Militärdienst entlassen, begab er sich nach Südamerika, um sich dem Freiheitskampf von Simon Bolivar gegen die spanische Kolonialherrschaft anzuschließen.
In der Stadt Angostura, dem Hauptquartier Bolivars in Guyana, wurde Dr. Siegert zum Chefchirurgen des dortigen Militärlazaretts ernannt. Da er unter dem tropischen Klima litt, beschäftigte der Arzt sich mit dem Studium der Heilwirkungen der verschiedenen tropischen Pflanzen. Im Jahre 1824 gelang es Siegert, ein medizinisches Elixier zusammenzustellen, das er Amaro Aromatico nannte. Bei Familie und Freunden fand das bitter-aromatisch schmeckende Medikament großen Anklang.
Ab 1830 wurde die aus rund 40 Kräuterextrakten gebraute, durch die Beigabe von Sandelholz leuchtend braunrote Flüssigkeit (die übrigens auch zum Würzen von Obstsalaten und Suppen hervorragend geeignet ist) nach Trinidad und von dort nach England ausgeführt; hier fand es Verwendung als Mittel gegen „anemia, colic, colds, fever, malaria, and sea sickness“. Englische Seefahrer mischten es mit Gin. Der mittlerweile allgemein gebräuchliche Name Angostura Bitter wurde als offizielle Herkunftsbezeichnung anerkannt und beibehalten, auch nachdem die Stadt Angostura 1846 in Ciudad Bolívar umgetauft wurde.
Fun-Faktum: Angostura Aromatic Bitters enthält keine Angosturawurzel.
Nach dem Tod Siegerts übernahmen seine Söhne Carlos und Alfredo die Firma. Das überdimensionierte Papieretikett geht zurück auf ein Missverständnis, das entstand, als beide Brüder unabhängig voneinander eine neue Flasche samt Etikett entwarfen, und wurde als Markenmerkmal beibehalten.
Im Jahre 1904 wurde die Firma zum Hoflieferanten des preußischen, im Jahre 1907 zum Hoflieferanten des spanischen, im Jahre 1922 zum Hoflieferanten des englischen Königshauses ernannt.

Passender Barwitz:

Der Barkeeper stellt dem Gast den bestellten Manhattan hin.

‚Igittigit‘, ruft der Gast entsetzt aus, ‚was soll denn die Petersilie mitten auf meinem Drink?‘ Darauf der Barkeeper ungerührt:

‚Das ist doch der Central-Park!‘

Andere Cocktails zum Thema New York

  • Bronx: 4 cl Gin, 2 cl Vermouth Rosso, 2 cl Orangensaft, shaken mit Eis und abseihen. Für einen Bloody Bronx nimmt man Blutorangensaft, für einen Bronx Silver 1 cl Vermouth Rosso und 1 cl Noilly Prat, für einen Bronx Terrace 2 cl Noilly Prat und 2 cl Zitronensaft.
  • Brooklyn: wie Manhattan, aber anstatt Angostura mit ½ cl Amer Picon und ½ cl Kirschlikör.
  • Fifth Avenue: 1/3 Crème de Cacao (weiß), 1/3 Apricot Brandy, 1/3 Sahne. Shaken mit Eis und abseihen. Variante des Grasshopper (1/3 Crème de Cacao (weiß), 1/3 Crème de Menthe (grün), 1/3 Sahne). Eher als Nachtisch denn als Drink zu empfehlen.
  • Harlem: 4 cl Gin, 2 cl Ananassaft, 1 cl Zitronensaft. Shaken mit Eis und abseihen.

PENICILLIN

Das Originalrezept stammt vom New Yorker Bartender Sam Ross, der 2005 ein Getränk kreierte, das mit Whisky, Honig, Ingwer und Zitronensaft bei Erkältungen wohltuend wirken soll. Rubemma bevorzugt eine einfachere und kräftigere Variante, die mit Thaibitters eine besondere Schärfe erhält.

(für zwei Personen)

  • 4 cl Laphroaig Islay Singe Malt Scotch Whisky (oder eine andere torfig schmeckende Whiskysorte)
  • 3 cl Ingwerlikör (z.B. ‚Scharfe Inga‘ oder ‚Sylter Brise‘)
  • 1 cl Zitronensaft
  • 2-3 Spritzer Thai Spice Bitters (falls zur Hand)

Die Zutaten mit Eis shaken und ins Cocktailglas seihen.

Etwas weniger extravagant ist es, einen Blended Whisky zu verwenden und das Getränk nach dem Servieren mit 1 cl torfigem Single Malt Whisky zu ‚floaten‘.

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt oder fragen Sie in Ihrer Apotheke.

MINT JULEP

Von winterlichen Erkältungen machen wir einen Sprung zu der in Berlin ebenso vertrauten sommerlichen Hitze, die ein erfrischender slow drink wirksam zu lindern vermag. Bereits im Jahre 1803 wurde der Mint Julep beschrieben als „a dram of spirituous liquor that has mint in it, taken by Virginians of a morning.” Das eisgekühlte Getränk war im 19. Jahrhundert das Erfrischungsgetränk der amerikanischen Südstaaten schlechthin. Die Zubereitung war Familientradition, deshalb zeigen die überlieferten Rezepte viele Varianten. Ihnen gemeinsam ist, dass der rituell zubereitete Drink eis- und eiskalt serviert wird. Das folgende Rezept geht zurück auf Peter Schmoeckel, grand old person der deutschen Mixkunst (Freude am Mixen, 1962; ein Teil der Auflage wurde vom BertelsmannVerlag als Neujahrsgabe für das Jahr 1962 den Freunden des Hauses geschenkt, als „Elixier der guten Laune für alle Tage“):

  • zwei Stunden bevor der Drink serviert werden soll, eine Flasche guten Bourbon Whisky und die benötigte Anzahl von großen Gläsern in den Kühlschrank (oder besser noch: ins Gefrierfach) stellen.
  • später aus Garten, Hochbeet oder Blumenkasten etwa 10 ganz junge und zarte Pfefferminzblättchen pro Glas pflücken, unter fließendem Wasser säubern und in einen Mörser oder ähnliches Gefäß geben. Um den Pfefferminzgeschmack zu mildern, kann man auch weniger Minze nehmen oder die Blätter mit etwas Puderzucker für etwa eine Stunde in Whisky ansetzen.
  • zusammen mit 1 Barlöffel Zuckersirup (oder mit einem TL Zucker und einem TL warmem Wasser) und 2-3 dashes Angostura pro Glas die Blätter zerstoßen und zerreiben; diese Essenz mit 1 Glas Bourbon Whisky verrühren.
  • kurz vor dem Anrichten die Gläser aus dem Kühlschrank/Gefrierfach nehmen, sie zur Hälfte mit fein zerstoßenem Eis füllen, die Essenz durch ein Sieb hinzugeben und vorsichtig ein bis zwei Minuten lang umrühren. Am besten dabei Handschuhe anziehen, damit die Handwärme das Eis nicht zum Schmilzen bringt, oder das Glas anschließend nochmal in Kühlschrank/Gefrierfach stellen.
  • dann erneut Eis in das Glas geben und es mit Whisky bis oben hin auffüllen.
  • das Ganze mit einem Zweig Pfefferminze garnieren (Tipp: die zur Dekoration bestimmen Zweige unmittelbar vor der Verwendung an den Stielen einschneiden, damit das Pfefferminzöl in das Getränk ausbluten kann) und mit Trinkhalm servieren.

Wenn man es eilig hat, kann man für einen Instant Mint Julep statt Pfefferminzblätter auch Pfefferminzsirup verwenden. Wenn man dabei statt Whisky Wasser nimmt, ergibt sich ein Virgin Instant Mint Julep, oder einfacher gesagt: Eau de Menthe.

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